7 Dinge die jedes (Home) Tonstudio braucht
Selbst mit der besten Stimme, dem besten Skript und der besten Bearbeitung und Regie wird Ihr Voice-Over-Projekt wahrscheinlich nicht ohne eine weitere wichtige Zutat gelingen: Ein gut ausgestattetes Tonstudio / Home Studio. Die Gesamtqualität Ihrer Aufnahmen wird nur so gut sein wie die Methoden und Geräte, mit denen Sie den Ton aufnehmen und steuern.
Hier sind die Top 7 Dinge, die jedes Ton- & Heimstudio haben sollte, um professionelle Audioqualität zu erzeugen:
1. Ein hochqualitatives Mikrofon
Je höher die Qualität Ihres Mikrofons ist, desto besser ist die Qualität Ihrer Aufnahmen.
Wenn Sie es mit einer professionellen Sprecher Karriere oder einem ambitionierten Podcast Projekt ernst meinen, ist das Mikrofon ein Gerät, an dem Sie nicht sparen sollten. Sicher, es gibt Dutzende Mikrofone in der unteren Preisklasse – aber die Investition in ein wirklich gutes Mikrofon ist eine Investition, die Sie nie bereuen werden.
Das Mikrofon ist das Hauptwerkzeug, mit dem Sie Ihre Stimme erfassen. Je besser es klingt, desto besser klingen Sie.
Beachten Sie aber, dass das teuerste Mikrofon nicht unbedingt auch das beste für Sie und Ihre Stimme ist. Mikrofone sind unterschiedlich abgestimmt und nutzen unterschiedliche Technologien. Das beste Mikrofon für Sie ist also möglicherweise nicht das teuerste Mikrofon, das Sie finden können. Sie sollten das beste Mikrofon auswählen, das gut zu Ihrer Stimme passt, aber zum günstigsten Preis.
Was finden Sie bei mir im Tonstudio?
In meinem Heimstudio nutze ich derzeit ein RODE NT1 (die qualitativ hochwertigere Schwester des wahrscheinlich meistverkauften Mikrofons auf der Welt: RODE NT1A). Das RODE NT1A ist sehr beliebt bei Streamern, Youtubern und Podcastern, da es recht günstig ist und einen guten Klang erzeugt. Für meine Stimme lieferte es aber zu starke Höhen und die S-Laute zischten zu sehr. Daher habe ich mir das RODE NT1 angesehen und dieses passt perfekt zu meiner Stimme.
2. Einen schallgedämmten Raum
Fast noch wichtiger als das Mikrofon – denn das qualitativ beste Mikrofon kann keinen schlecht gedämmten Raum kompensieren.
Sie haben sicher schon mal eine neue Wohnung bezogen oder ein Zimmer renoviert und festgestellt, dass wenn keine Möbel vorhanden sind, ein ziemliches Echo in den Räumen vorherrscht.
Dieses Problem haben Sie in einem Home Studio bzw. Tonstudio ebenfalls. Nur das ihr feinfühliges Mikrofon noch sensibler darauf reagiert. Schnell haben Sie eine Aufnahme, die klingt als würden Sie in einer Wartehalle am Bahnhof stehen. Und bei so einem Sound springen Ihnen die Hörer nach 5 Minuten genervt ab.
Ein Tonstudio muss also entsprechend gedämmt werden um einen „trockenen“ Klang zu erzeugen. An den Wänden und Decken werden Absorber und/oder Diffuser installier, die den Schall bzw. gewisse Frequenzen schlucken oder diffus umgelenkt in den Raum zurückreflektieren. Auch Vorhänge und ein dicker Teppich helfen hier.
Achtung: Ein nach wie vor gängiger Mythos ist es, die Wände des Heimstudios einfach mit Eierkartons zu tapezieren. Aber dies filtert im besten Fall nur die hohen Frequenzen und hinterlässt auf Ihrer Sound-Aufnahme ein unnatürliches Dröhnen.
Ein zweiter wichtiger Aspekt des Tonstudios ist die Schallisolierung nach außen. Unabhängig davon, ob es sich um einen LKW handelt, der draußen vorbeifährt, oder um Schritte im nächsten Raum, können externe Geräusche von hochwertigen Mikrofonen sehr leicht aufgenommen werden. Während des Bearbeitungsprozesses können Sie zwar unerwünschte Geräusche entfernen, es ist jedoch nicht immer möglich, alle Geräusche herauszufiltern.
Was finden Sie bei mir im Tonstudio?
Mein Heimstudio ist ein ca. 8m² großer Raum, der an den Decken und Wänden entsprechend gedämmt ist. Auch habe ich Eckabsorber installiert, um den Bass rauszunehmen. Dadurch verhindere ich unangenehmes Dröhnen auf der Aufnahme. Mein Heimstudio ist großteils DIY, da es dem Schall egal ist ob er von teuren Akustikplatten oder Schaumstoff gedämmt wird – und die Optik ist mir nicht so wichtig. Die Absorber bestehen aus Holz, Steinwolle, Schaumstoff und Baumwohltuch. In Absprache mit professionellen Kollegen aus der Musik-Branche habe ich die Absorber modular installiert, um so das beste Ergebnis zu erhalten.
Viele Sprecher nutzen dafür auch sogenannte „Voice Booths“ (Sprecherkabinen). Diese sind meist sehr klein. Man darf also keine Angst vor kleinen Räumen haben. Außerdem muss man öfter Pause machen, da sich die Luft schnell verbraucht und man Gefahr läuft Kopfschmerzen zu bekommen.
Funfact
Viele Sprecherinnen und Sprecher starten mit einer DIY Sprecherkabine in den eigenen vier Wänden. Dazu eignet sich beispielweise ein Kleiderschrank oder ein Rahmen über den Decken gespannt werden.
Ich selbst habe meine ersten Hörbücher so aufgenommen und konnte einen sehr guten Klang produzieren. Leider vermisst man bei dieser Variante die Schallisolierung nach außen und ist somit externen Störgeräuschen hilflos ausgesetzt.
3. Sound-Karte / Audio Interface und Vorverstärker
Ein wichtiger Teil Ihrer Sound Chain (so nennt man die Aneinanderreihung von Geräten die für die Aufzeichnung von Audio benötigt werden) ist die Soundkarte bzw. das Audio-Interface. Es ermöglicht es Ihnen, den Sound in Ihren Computer und aus diesem heraus zu bringen.
Einige professionelle Sprecher verwenden sicher noch gerne eine Soundkarte, die direkt in den Rechner integriert ist. Ich jedoch nutze ein Audio Interface. Eine kleine Box, die als Verbindungsstück zwischen Mikrofon und PC dient und die Signale entsprechend umwandelt. Meistens ist darin sogar schon ein Vorverstärker (PreAmp) integriert.
Man kann aber einen separaten PreAmp nutzen, falls erforderlich oder gewünscht. Die meisten Mikrofone haben sehr schwache Ausgangssignale und ein Vorverstärker sorgt dafür, dass das Signal auf einen brauchbaren Pegel angehoben wird. Wie erwähnt besitzen aber viele hochwertige Audio-Interfaces bereits auch einen integrierten Vorverstärker.
Was finden Sie bei mir im Tonstudio?
In meinem Heimstudio nutze ich das Audient ID14 Audio Interface. Mein Mikrofon ist mittels XLR Kabel damit verbunden. Das Audio-Interface sendet die umgewandelten digitalen Signale dann via USB-Anschluss an den Rechner.
Und obwohl mein Audio-Interface über einen PreAmp verfügt, nutze ich zusätzlich noch einen PreAmp namens Art Tube MP.
4. Studio Kopfhörer
Studiokopfhörer unterscheiden sich stark von den üblichen Standardkopfhörern. Diese Unterschiede machen sie für Heimaufnahmestudios unverzichtbar. Selbst die hochwertigsten Standardkopfhörer sind für hochwertige Aufnahme nicht geeignet. Sie sind einfach nicht für den Job konzipiert. Für den Job konzipiert zu sein bedeutet:
- Bereitstellung eines präzisen Klangs.
Studiokopfhörer geben Ihnen den authentischen Klang Ihres Audios wieder, während Standardkopfhörer dazu neigen, das Audio automatisch zu verändern, damit es ansprechender klingt. Während Sie natürlich möchten, dass Ihre Musik beim Hören besser klingt, möchten Sie nicht, dass Ihre Stimme in irgendeiner Weise verändert wird. Sie möchten genau wissen, wie sich Ihre Stimme anhört, wenn Sie es aufnehmen oder abhören. - Mehr Frequenzen hören.
Standardkopfhörer können normalerweise keine Hintergrundgeräusche oder andere Verzerrungen wiedergeben, die bei extrem hohen oder niedrigen Frequenzen auftreten. Studiokopfhörer arbeiten mit einem breiteren Frequenzbereich welcher es ermöglicht auch in diesen Bereich Fehler oder Störgeräusche in der Aufnahme zu identifizieren.
Achtung: Bei Studiokopfhörern gibt es verschiedene Varianten! „Offene Kopfhörer“ sind zur Umgebung weniger abgeschirmt. Sie eignen sich zwar gut um aufgenommenes Audio anzuhören, sind aber weniger gut dafür geeignet sich selbst während der Aufnahme abzuhören oder „den Kunden im Ohr zu haben“. Denn Ihr sensibles Mikrofon wird auch das was Sie während der Aufnahme im Ohr haben „hören“ und mit aufzeichnen.
„Geschlossene Kopfhörer“ sind nach außen hin besser abgeschirmt. Hiermit gelingt es Ihnen sich selbst während der Aufnahme zu „monitoren“ ohne, dass Ihr Mikrofon davon es mit aufzeichnet.
Was finden Sie bei mir im Tonstudio?
In meinem Homestudio nutze ich geschlossene Studiokopfhörer – die Audio Technica ATH-M50x. Sie bieten mir die oben genannten Qualitäten und außerdem einen komfortablen Sitz an Kopf und Ohren. Ein Aspekt den Sie unbedingt auch im Auge behalten sollten! Der Kopfhörer kann noch so gut sein, aber wenn Sie nach 2 Stunden schon Druck- oder Kopfschmerzen davon bekommen, ist er die falsche Wahl.
5. Die richtige DAW (Digital Audio Workstation) und ein qualitativ hochwertiger PC
Mit der Audio-Software, die auch als digitale Audio-Workstation (DAW) bezeichnet wird, können Sie Ton aufnehmen und bearbeiten.
Eine Aufnahme- und Bearbeitungssoftware ist ein Muss, ebenso wie ein guter Computer, der mit der von Ihnen ausgewählten DAW kompatibel ist. Langsame oder veraltete Computer können Ihre Effizienz und Produktivität erheblich beeinträchtigen.
Was finden Sie bei mir im Tonstudio?
Meine bevorzugte DAW ist die Adobe Audition Audio Software. Sie verfügt über unzählige nützliche Funktionen, mit denen ich meine Aufnahmen einfach bearbeiten, bereinigen und verbessern kann. Sie bietet auch Funktionen zum Wiederherstellen beschädigter Aufnahmen, zum Hinzufügen von Musik für eine genaue Zeitdauer und zum fachmännischen Exportieren von Aufnahmen und unterschiedlichste Formate.
Welche Software Sie nutzen hängt auch von Ihrem Geschmack ab. Ich arbeitete schon lange vor meiner Zeit als professioneller Sprecher mit Adobe Programmen und bin mit der Handhabung sehr vertraut. Ein kleiner Tipp noch an die Sparmeister oder Jungsprecher*innen: Die DAW namens Audacity ist kostenlos und bietet für den Anfang ein solides Grundgerüst an Möglichkeiten.
6. Mikrofonzubehör
Mikrofonzubehör wie ein Mikrofonständer, eine Stoßdämpferhalterung (Mikrofon-Spinne) und ein Pop-Filter können die Klangqualität noch weiter verbessern.
Der außergewöhnliche Klang eines Qualitätsmikrofons kann leicht durch Störgeräusche anderer Quellen beeinträchtigt werden. Dies können Handhabung, mechanische Störungen und Knallgeräusche aus sich schnell bewegender Luft sein, wenn Sie sprechen oder singen. Drei Zubehörteile können dazu beitragen, diese Probleme zu verringern oder ganz zu vermeiden.
Mikrofonständer:
Dieser hält das Mikrofon stabil, während Sie Ihre Hände für andere Dinge frei haben. Es ist wichtig, dass der Mikrofonständer freistehend und NICHT an Ihrem Schreibtisch angebracht ist, um Fremdgeräusche und Vibrationen zu vermeiden. Sogar ein Bodenständer kann Vibrationen aufnehmen.
Stoßdämpferhalterung:
Dieses kleine Helferlein unterstützt Ihr Mikrofon und hält es quasi fliegend in Position. Es wurde entwickelt, um Geräusche zu reduzieren, die durch mechanische Vibrationen und Handhabung verursacht werden. Viele kennen es auch unter dem Namen: Mikrofonspinne.
Pop-Screen oder Popschutz:
Ein Schutzschirm der vor dem Mikrofon angebracht wird, der Knallgeräusche in Gesangs- und Sprachaufnahmen (sogenannte Plosive) reduziert oder ganz eliminiert. Ich bevorzuge definitiv den Metallschirm gegenüber dem Stoffschirm. Einige Mikrofone haben diesen Schutz bereits integriert.
7. Eine zuverlässige Internetanbindung
Alle Sprecher und Sprecherinnen mit einem eigenen Homestudio wissen es: Wer mit Kunden und Tonstudios in aller Welt remote zusammenarbeiten will, der braucht eine vernünftige Internetanbindung.
Nicht nur um Dateien schnell zu transferieren, sondern auch um Live geschaltet werden zu können. Als Sprecher wird man auch gerne von Tonstudios per „Remote Session“ eingeladen. Das heißt das Tonstudio bspw. in Neapel verbindet sich mit dem Studio des Sprechers oder der Sprecherin. Dadurch können die Kunden, die Tonregie und der Sprecher sich direkt abstimmen und in Echtzeit an der aktuellen Aufnahme feilen. Dies ist eine gängige Praxis bei Aufnahmen für Werbespots.
Schlusswort und weitere Tipps
Mit diesen 7 Komponenten ist Ihr Aufnahmestudio oder Heimstudio für die Produktion hochwertiger Voice-Over-Aufnahmen ausgestattet. Sie genießen dadurch auch ein Setup, mit dem Sie Ihre Arbeit auf die effizienteste und effektivste Weise ausführen können. Ihre Recherchen und Investitionen in hochwertige Geräte sind auf jeden Fall die Zeit und Mühe wert, da Sie damit alles erhalten, was Sie benötigen, um über Jahre hinweg außergewöhnliche Aufnahmen zu produzieren.
Sie möchten sich nicht selbst um das Einrichten eines Studios kümmern, sondern lieber gleich die Aufnahmen einem Profi überlassen? Kontaktieren Sie mich gerne und erzählen Sie mir von Ihrem Projekt.
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Alles Liebe und stimmhafte Grüße!
Sandro
#unbezahltewerbung – Dieser Beitrag enthält Produktnennungen. Diese sind unbezahlt und dienen nur zur Veranschaulichung meines Tonstudio Aufnahme-Setups als Beispielvarianten.